
COPY: 25.11. BKZ Leserbrief Wehrdienst
Leserbrief ENTWURF „geteilte Meinung neuer Wehrdienst“ vom 24.11.25
Wer Frieden will, bereite den Frieden vor.
Mich erschüttert diese Gedankenlosigkeit, die ich gerade auch in der Diskussion um unsere „Kriegstüchtigkeit“ erlebe. Sind nicht die Zerstörungen von Infrastruktur und Menschenleben in der Ukraine ein schlagendes Beispiel für die Folgen einer modernen militärischen Verteidigung? In der Ukraine kommt nur jeder zweite Soldat noch lebend an der vorderen Front an. Jeder zweite Soldat, jede zweite Soldatin fällt schon dank moderner Drohnen-Technik auf dem Weg zur vorderen Kampflinie. Auf russischer Seite gibt es die Aussage eines Offiziers, nach der von den angeworbenen Söldnern keiner vier Wochen überlebt.
Bei der aktuellen Diskussion um die Wehrpflicht wird auch der Fachkräftemangel außer Acht gelassen. Ausgerechnet die jungen Menschen, die zu Fachkräften ausgebildet werden können, kommen erst Monate später dazu. Wer Dienst an Menschen ausüben und unserem Staat etwas zurückgeben möchte, kann dies sehr gut in der Pflege oder in der Erziehung/Bildung tun. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Erzieherinnen, an Pflegekräften und Lehrern.
Wer sind denn die Gewinner und wer die Verlierer dieser Kriegstüchtigkeit? Die reichen Aktienbesitzer werden reicher, die Armen werden ärmer und geben ihr Menschenleben für die Zerstörung ihres Landes hin. Die Finanzwirtschaft verdient sich dumm und dusselig an Aufrüstung und Wiederaufbau. Während unsere Lebensbedingungen dank massiver Freisetzung von klimaschädlichen Gasen sich weiter verschlechtern.
Gibt es ein Beispiel eines Auslandseinsatzes der Bundeswehr, der erfolgreich Frieden für die Einwohner gebracht hat? Ich kenne keines. 1999 Kosovo, 2001 bis 2021 Afghanistan, 2013 bis 2023 Mali, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Selbst die größte und stärkste Armee der Erde, die der USA, kann keinen langfristig erfolgreichen Kriegseinsatz nach dem Zweiten Weltkrieg vorweisen. Warum dann also noch Auslandseinsätze durchführen?
Wer Frieden will, bereite den Frieden vor, nicht den Krieg.
Es gibt zahlreiche Vorschläge, wie eine effektive, gewaltfreie, soziale Verteidigung organisiert werden könnte. Eine wissenschaftliche Studie zeigt deutlich, das soziale Verteidigung in zweidrittel der Fälle nachhaltig erfolgreich war. Doch diese Art der wirkungsvollen Verteidigung, die auch noch Menschenleben und Infrastruktur schont, wird in der öffentlichen Diskussion gar nicht erwähnt. Stattdessen unterstützen die Führungsgremien der katholischen wie der evangelischen Kirche das Streben der Bundesregierung nach „Kriegstüchtigkeit“. Das Gebot der Feindesliebe, das Gebot „Du sollst nicht töten“ wird ausgerechnet von den Kirchenleitungen ignoriert, um nicht mit der Regierung und den einflussreichen Millionären in Konflikt zu geraten. Dabei ist es doch gerade Ziel der Ausbildung bei der Bundeswehr, die natürliche Tötungshemmung der Menschen zu überwinden.
Werden zukünftig nur noch die Reichen verweigern können? Der Wehrdienst wird finanziell attraktiv gemacht: 2.600 Euro brutto für den niedrigsten Dienstgrad und ein Zuschuss zum Führerschein. Für die Freiwilligendienste gibt es nur ein „kleinen Taschengeld“? Dieses liegt zwischen gerade mal 350 und 500 Euro im Monat. Sollte sich an der Vergütung für freiwillige soziale Dienste nichts ändern, bleibt als Konsequenz: Nur Jugendliche aus finanziell starken Familien könnten sich freiwillig engagieren und den Wehrdienst verweigern. Jugendliche aus ärmeren Familien müssten zum Bund.
In der Waiblinger Kreiszeitung war am selben Tag zum selben Thema ein Artikel mit den Gedanken einer jungen, engagierten Frau zu lesen. Draus kopierte ich Teile meines letzten Abschnitts.
"Neuer Wehrdienst, gut bezahlt, gut gedacht? Und die Freiwilligendienste?"
Hier geht es zum vollständigen Artikel der BKZ als PDF-Datei.




